Donnerstag, 11. Februar 2010

Lichtblick #4: Jimi Jamison - Crossroad Moments


Moment mal, hat der nicht schon dieses Album vorgestellt. Stimmt. Aber trotz der Kurzerwähnung im ersten Posting muss ich dieser tollen Scheibe noch einmal einen eigenen Lichtblick widmen; und das aus mehrfachen, ja auch persönlichen, Gründen.

Im Rahmen der Lichtblicke geht es, wie zum Start dieses Blogs erwähnt, um besondere Alben, die man entweder als Musikfan wiederentdeckt oder es handelt sich um herausragende Erscheinungen, die den gängigen Musiktrends trotzen und für Fans des AOR Pflichtanschaffungen darstellen. Natürlich basieren diese Empfehlungen auf persönlicher Einschätzung, dennoch dürften sich Fans von Journey und Survivor über diesen Blog sicher die eine oder andere Anregung holen.

Die Alben in dieser Serie bezeichne ich also als Lichtblicke, als Hoffnungsschimmer für AOR-Fans, dass eine zweite Blütezeit wie einst in den 80er-Jahren möglich (aber unrealistisch) sein könnte und wir uns mittels einiger herausragender Werke an hochqualitativem Melodicrock erfreuen können. Dieses Album ist aus meiner Sicht in vielerlei Hinsicht eine vortreffliche Wahl für diese Reihe und rechtfertig nicht zuletzt aufgrund der musikalischen Güte die Bezeichung als den Lichtblick der Reihe.

November 2008: Das letzte Survivor-Album liegt schon zwei Jahre zurück und nicht jeder Fan wird mit REACH völlig glücklich gewesen sein, wenngleich es mir sehr gut gefällt, aber zweifellos an mancher Stelle alte Klasse vermissen ließ. Jim Peterik, herausragender und vielleicht sogar der beste AOR-Songwriter, hatte mit Reach schon nichts mehr zu tun. Die Streitigkeiten zwischen Jimi Jamison, seit Vital signs Nachfolger von Dave Bickler, und ihm ließen eine zukünftige Zusammenarbeit nahezu aussichtlos erscheinen. Und im November 2008 ist es dann doch soweit. Kein Classic-Rock-Fan dürfte nicht vor Entzückung die eine oder andere Luftgitarre vor Freude zerschlagen haben. Über das italienische Label Frontiers Records veröffentlichen Jamison und Peterik das Album Crossroad Moments, welches Erinnerungen an beste, wirklich beste, SURVIVOR- und JOURNEY-Zeiten aufleben lässt.

Erstanden habe ich das Album selbst dabei erst ein Jahr später, als ich nach jahrelanger Meat Loaf-Exklusivität das Genre wieder intensiv für mich entdeckte. Die Trennung von einem Partner ist sicherlich ein Einschnitt von entscheidender Bedeutung und während man Trost bei Freunden und Familie findet, liegt die Verarbeitung letztlich doch bei jedem selbst. Da Musik für mich ein sehr entscheidender Bestandteil des Lebens ist, ist diese Scheibe nicht zuletzt als Verarbeitungshilfe ein ganz persönlicher Lichtblick. Bevor jetzt der eine oder andere Leser von emotionaler Verblendung sprechen möchte, widmen wir uns doch im folgenden den musikalischen Qualitäten, die Crossroad Moments letztlich bieten sollte.

Battersea: Orientalisch angehauchtes Intro. Danach setzen Schlagzeug und Gitarre kräftig klingend ein und Jamisons Organ klingt um Welten besser als bei Reach. Battersea funktioniert als Opener perfekt und macht deutlich, dass die Produktion klangtechnisch einer der besten Releases ist.
Can`t look away: Fantastische Lyrics. In dieser doch eher ruhigen Nummer passen Strophen und Refrain perfekt zur Botschaft des Songs. Peterik beweist hier, warum er einer der Besten ist.
Make me a believer: Der Rocker der CD. Wie oft habe ich diesen Song mittlerweile gehört. Hoffnungsspendend, mitreißend mit einem powergeladenen Refrain. Dieser Titel hat es problemlos in meine Bestenliste geschafft. Hier stimmt schlichtweg alles.
Crossroad Moments: Platz 3 der Jahressongs 2008 von MELODICROCK.com. Erneut glänzt Peterik mit perfektem Songwriting und tollen lyrics: "There is no roadmap for the path we travel." Ganz groß und aus meiner persönlichen Sicht erschreckend zutreffende Zeilen. Jamisons Stimme klingt besser als je zuvor.
Bittersweet: Toller Refrain, tolle lyrics, toller Song.
Behind the music: Ein Song für Fans, für uns: "And though the melodies have changed, still the song remains the same."
Lost: Das ist mein Song. Dieser Titel ist tiefbewegend und die mit Abstand beste Powerballade seit JOURNEYs Faithfully oder Open arms. Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Song seither lauthals mitgesungen habe. Lost ist der für mich persönlichste und intensivste Titel der CD. Der Refrain ist ein wahrer Killer, der Sound bombastisch und Jimi beweist, warum man ihn für einen der besten Rocksänger der Szene hält. Peterik illustriert eindrucksvoll, dass Balladen in keinster Weise schnulzig klingen müssen. Falls sich doch jemand immer fragen sollte, wie sich Trennungsschmerz anfühlt und wie man ihn annähernd beschreiben müsste: Dieser Song hält die Antwort bereit.
Love the world away: Aussetzer gibt es auf Crossroad Moments nicht und so überzeugt auch dieser Titel mit tollen Riffs und Ohrwurmcharakter.
She`s nothing to me: Wieder ein für mich sehr persönlicher Song mit den besten ironischen Lyrics, die ich zumindest bisher so wahrgenommen habe: "Does it hurt? No not much, only when I breathe." Grandios. Das Songwriting begeistert durch Tempowechsel, dem tollen Refrain und jeder einzelnen äußerst originellen Textzeile.
As Is: Powerballade im klassischen Survivor-Stil. Tolles Backgroundvocals-Arrangement!!!
Til the morning comes: Der Refrain weckt ebenfalls wohlig-warme Erinnerungen an beste Survivorzeiten. Auch der prechorus weiß zu begeistern.
That`s why I sing: Gen Ende könnte dieser Scheibe ja vielleicht doch noch die Puste ausgehen. Aber diese Midtempo-Nummer besitzt einen unfassbaren Refrain und einen ebenso grandiosen prechorus. Jamison legt hier einerseits die Gründe offen, warum er singt. Wir bekommen andererseits dabei genau die Beweise, warum wir diese Musik lieben.
Friends we never met: Eine tolle Danksagung an alle treuen Fans. Was wie eine Ballade beginnt, steigert sich gemächlich zum Powerrocker. AOR at its best. Bei 0:54 gehen die Spotlights an. Hier müssen die Boxen beweisen, was sie können; ein Song für die Ewigkeit.
When Rock was king: Die Idee zum Song ist grandios. Man versammele um sich einige der größten Sänger der Szene (Dave Bickler, Joe Lynn Tyler, Don Barnes, Mickey Thomas und Mike Reno) und stimme ein Loblied auf vergange Rockzeiten an. Ein thematisch äußert gelungener Abschluss eines herausragendes Album.

Fazit: Crossroad Moments ist in jeder Hinsicht ein herausragendes Album und in meinen Augen das beste AOR-Album seit langer Zeit. Kein Song wirkt kopiert. Die Platte ist extrem abwechselungsreich und biete hochwertige Rocksongs unterschiedlichster Art. Für mich stimmt ebenfalls die Mischung zwischen Balladen und schnellen Nummern und dass Crossroad Moments trotz seiner Länge nie langweilig wird und man keinen Song überspringen möchte beweist, dass Jim Peterik und Jimi Jamison eine herausragende Leistung abliefern und meiner Ansicht nach ein kleines Lehrstück in Sachen AOR vorzeigen. Gäbe es mehr Alben wie dieses, dann würde womöglich dieses Genre nicht länger ein solches Nieschendasein fristen. Crossroad Moments ist ein absoluter Pflichtkauf. Derart tiefsinnige, perfekt produzierte und grandios komponierte Rockmusik findet man nur ganz selten. Wollen wir nur hoffen, dass es ein weiteres Mal die Kooperation zwischen Jamison und Peterik geben wird, wenngleich die Messlatte hiermit nahezu uneinholbar weit oben liegt.



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