Sonntag, 29. Januar 2012

Steinmans Bests #1: Fire Inc. - Tonight is what it means to be young



Jim Steinman galt in den 80/90er Jahren als einer der besten (aber zugleich auch unbekanntesten) Songwriter unserer Zeit. Leider ist es um den Meister des Wagnerian Rock mittlerweile sehr ruhig geworden. Das Batman-Musical liegt auf Eis, das Bat out of hell-Musical entwickelt sich kaum vorwärts, von seiner formierten Truppe The Dream Engine, die alte Klassiker und einige nicht-veröffentlichte Songs (Still the children) Live zu neuem (alten) Leben erweckt, hört man ebenfalls nur noch wenig. Es heißt, Steinman wäre gesundheitlich stark angeschlagen - Gerüchte von Herzinfakrten und Schlaganfällen kursieren im Internet - kurzum: Neues Material gibt es von Steinman nicht mehr.

Dabei hat Steinman sowohl als Produzent und Songwriter dermaßen grandiose und einzigartige Stücke in Folge geschreiben, dass es jeden Fan in tiefe Trauer stürzt, dass es das allem Anschein nach wohl gewesen ist - eine weitere Zusammenarbeit mit Bombastlegende Meat Loaf (Bat IV?!) wird aufgrund der letzten Zerwürfnisse wohl niemals stattfinden - wie würden wir Fans es uns doch wünschen.

Während es wohl im Rocksektor (für mich) keinen genialeren Schreiber als Steinman gibt, so muss man auch zugeben, dass James Richard Steinman nicht nur ein Genie ist, sondern auch der Meister eigener Wiederverwertungen. Nicht nur, dass Stücke von seinem Soloausflug Bad For Good Jahre später auf Bat out of hell II - Back into hell zu finden waren, sondern Steinman benutzt gewisse Elemente seiner Songs immer wieder und inszeniert sie jedes Mal aufs Neue. Ganz offensichtlich wird das beispielsweis bei Steinmans Stark raving love und Bonnie Tylers Holding out for a hero oder Steinmans Bad for good und Fire Incs Nowhere fast.

Aber wer Steinman daraufhin eine mangelhafte Kreativität attestiert, unterliegt da meiner Ansicht nach einer eigenen groben Fehleinschätzung. Hört man sich Steinmans monumentale Rockmonstren nämlich mal genau an (und wir reden hier von nicht den 20 Minuten langen Originalfassungen), der muss unweigerlich feststellen, dass Songs wie For crying out loud, Bat out of hell, Bad for good, Paradise by the dashboard light oder I'll kill you if you don't come back tatsächlich aus zwei, drei oder noch mehr verschiedenen Songs bestehen. Steinmans Refrains fangen da an, wo andere Songs schon längst vorbei sind - radiotaugliche Songs gehören nicht zu seinem Repertiore. Ihm geht es oft darum, die ultimative Climax zu kreieren, die sich jedoch erst nach 6 oder mehr Minuten entlädt - da werden Chöre in wahnwitzige Höhen gestapelt, Gitarren, Drums und Blasorchester mehrmals ineineinander verschachtelt, um dem Zuhörer ein einzigartiges Klangerlebnis zu servieren. Besonders, wenn Steinman seine komponierten Songs auch selbst produziert, entfaltet sich das Gesamtspektrum der klanglichen Vielfalt - ein Grund, warum ich beispielsweise Bat out of hell II noch besser als seinen zweifellos überragenden Vorgänger finde und Bat ouf of hell III - The monster is loose trotz aller Qualität nicht auf einer Stufe mit den ersten beiden Teilen der angedachten Trilogie sehe.

Wenn Steinman involviert ist, merkt man das sofort. Seine Songs sind einzigartig, klanglich wie kompositorisch. Manche mögen sie als sperrig, als antiquiert und in jeden Belangen als in unsere Dekaden unpassend titulieren. Ja, das sind sie. Steinman selbst äußerte über Bat 1 und 2, dass sie in keine Zeit gepasst hätten. Und ehrlich gesagt ist das auch gut so. Eine Anbiederung an gängige Standards versucht der Großmeister des opulenten Rocks gar nicht erst. Seine Orientierung an Richard Wagners Bombast ist ihm zu keiner Zeit abhanden gekommen. So musste Steinman die Songs für Bat out of hell I beispielsweise stark kürzen, damit sie überhaupt auf eine Platte passten.

Jim Steinman hat Meisterwerke für die Ewigkeit geschaffen, eine eigenes Genre für Bombast und Opulenz kreiert. Umso schmerzhafter ist es für Fans daher, dass die Zukunft Steinmans sehr ungewiss ist.

Daher möchte ich an dieser Stelle an Meilensteine seines Schaffens erinnern, die ins Jahr 2012 genauso wenig passen wie in die Zeit ihrer Veröffentlichung. Die Zusammenarbeit mit Meat Loaf, Bonnie Tyler, Fire Inc., Pandora's Box, Celine Dion und Andrew Loyd Webber hat uns fantastische Rockopern geschenkt, die einer Erinnerung mehr als würdig sind.



Den Anfang macht der aus dem Jahre 1987 stammende Song Tonight is what it means to be young von Fire Inc. aus dem Fernsehmusical Streets of fire. Das Finale des Songs ist nicht anders als irre zu beschreiben. Jahre später durften wir den Song im Finale des fantastischen Musicals Tanz der Vampire wiedererleben. Ganz, ganz großes Kino.

Montag, 2. Januar 2012

Lichtblick #11: Jimmy Barnes - Rage and Ruin




Der Australier Jimmy Barnes hat sich mit seinen beiden Alben Working Class Man und Freight Train Heart in den 80ern in die Herzen von MelodicRock-Fans gespielt. Die beiden Scheiben kann man auch heute noch vorbehaltlos empfehlen, denn Titel wie Working Class Man, No Second Prize, Driving Wheels, American Heartbeat oder Last Frontier sind wahrlich als Sahnestücke des Genres zu bezeichnen und für Fans handgemachter Rockmusik ein zeitloser Genuss.

Ex-Cold Chisel Sänger Jimmy Barnes blieb dem Genre jedoch nicht treu, sondern experementierte ebenfalls mit R&B-, Soul- und Gospelelementen herum. 2010 meldete er sich dann mit Rage & Ruin wieder sehr klassisch zurück, so dass Fans seiner oben genannten Alben mal die Ohren spitzen sollten. Rage & Ruin ist sicher kein Partyalbum, aber eines, das den Feinschmeckern durchaus gefallen dürfte.

1.) God & Money: Der Opener des Albums geht gleich ins Ohr. Strophen und vor allem der Prechorus sorgen sofort für Beigeisterungsstürme.

2.) Before The Devil Knows Your Dead: Zurück sind sie - die Gospelelemente. Nichtsdestotrotz (oder gerade deswegen) eine Nummer, die man gerne hört, wenngleich die Position auf dem Album überdenkenswert ist.

3.) Letter From A Dead Heart: Nun kommt ein bisschen Country ebenfalls dazu, wenngleich der Mainstreamrock-Einschalg präsent bleibt. Tolle Lyrics!

4.) Stupd Heart: Großes Kino. Auch hier gefallen mir die Texte außerordentlich gut. Insgesamt attestiert Barnesy dem Album eine sehr persönliche Note. Bei Stupid Heart merkt man es besonders.

5.) Adam was just a man: Gospel is back und extrem groovy noch dazu.

6.) I`v seen it all ( Rage & Ruin): Folkelemente treffen auf Country. Der Song entfaltet eine unglaubliche Wirkung, wenn man aus dem Zugfenster schaut. Sicherlich was für Träumer.

7.) Can`t Do It Again: Es kursieren die Meinungen im Internet, Barnes könne nicht singen, sondern nur schreien. Wenngleich er vorher schon gezeigt hat, dass er durchaus singen kann, ist diese Schreinummer auch ein Beweis dafür, dass auch Schreien gut klingen kann.

8.) Time Can Change: Und wieder werden die Träumer von uns bedient. Der Refrain ist einfach grandios!

9.) This Ain`t The Day That I Die: Song Nummer 9. Wieder zeigt Barnes, dass er tolle Songs schreiben kann.

10.) Love can break the hardest heart: Eine wunderschöne Ballade und Barnesy in Bestform.

11.) Turn It Around: Eine der vielen Midtemprocknummern - die Strophen sind ein Gedicht und der Refrain mal wieder superb.

12.) Largs Pier Hotel: Es regiere der Folk. Für mich ist der letzte Song ein weiteres Highlight auf Rage and Ruin. Und auch hier ist der Text wieder grandios.

Mit Rage & Ruin hat Jimmy Barnes ein Album veröffentlicht, das wieder an seine Klassiker Freight Train Heart und Working Class Man erinnert. Zwar fehlen die ganz großen Nummern, die ihm einen Hit garantieren würden. Dafür sind die einzelnen Stücke allesamt aber ein Hörgenuss und ein Ausfall ist weit und breit nicht zu sehen. Jimmy Barnes - Fans kommen um Rage & Ruin nicht herum. Ich möchte das Album dennoch allen Barnes-Neulingen ans Herz legen. Geboten wird schöner handgemachter Rock mit Country-, Folk- und Gospel-Einlagen.

Übrigens: Von den wiedervereinten Cold Chisel sollen wir 2012 noch etwas hören!